Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Erinnerungsprojekt für die Lübecker jüdischen Geschwister Hanna und Hermann Mecklenburg.

 

Ein Kooperationsprojekt des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand und der Cesar-Klein-Schule Ratekau.

 

 

Die Gedenkstättenfahrt beginnt:

Tag 2 Mittwoch, 15.09.2021

Am Mittwochmorgen trafen wir uns pünktlich um 7:30 Uhr in der Lobby des Hostels Pfefferbett in Berlin. Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Ausstellung „Topographie des Terrors“.

Die neugebaute Museum liegt auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße 8 (heute: Niederkirchnerstraße 8) gegenüber dem Abgeordnetenhaus von Berlin und neben dem Gropiusbau im Ortsteil Kreuzberg. Dort befand sich die Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in der ehemaligen Kunstgewerbeschule. In unmittelbarer Nachbarschaft lag das Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102, das seit 1934 zur Zentrale des Sicherheitsdienstes (SD) der SS und ab 1939 auch des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) wurde.
Nach der Ankunft wurden wir wie schon am Vortag in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen eine ausführliche Führung durch die Ausstellung. Im Mittelpunkt Ausstellung stehen die zentralen Institutionen von SS und Polizei im „Dritten Reich“ sowie die von ihnen europaweit verübten Verbrechen. In der Ausstellung wurde anschaulich herausgearbeitet, wie aus vermeintlich „normalen Bildungsbürgen“ Täter wurden, die den größten Massenmord der Menschheitsgeschichte organisiert und begangen haben.

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Nach der 1 ½ stündigen Führung wurde uns die Möglichkeit gegeben, in Kleingruppen Berlin zu erkunden. Um 14 Uhr trafen wir uns alle wieder am Hackeschen Markt zu einer Stadtführung zum Thema „Jüdisches Leben in Berlin“.
Auch hier wurde die Gruppe wieder in zwei Untergruppen geteilt, die unter der Führung der beiden Guides nacheinander eine ähnliche Tour zu den wichtigsten Orten des jüdischen Lebens in Berlin vor der NS-Zeit machten.
Die Führung startete bei der alten Synagoge, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, nicht durch die Pogromnacht 1938 beschädigt wurde, aber dann 1942 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Die Tour führte durch die Hackeschen Höfe, die zum größten Teil dem jüdischen Spekulanten Jakob Michael gehörten, der kurz vor der Machtergreifung emigrierte. Im Jahre 1940 wurden die Hackeschen Höfe zwangsversteigert. Dann ging es weiter am jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn vorbei zur neuen Synagoge in der Oranienburger Straße, wo sich dann auch beide Gruppen wieder trafen. Die Führung verdeutlichte, dass es in Berlin kein „jüdisches Viertel“ gab, sondern dass sich das jüdische Leben durch ganz Berlin erstreckte.

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Im Anschluss darauf wurde uns Schüler*innen die Möglichkeit gegeben, ob wir trotz des Regens, der während der Führung einsetzte, noch das Holocaust-Mahnmal besichtigen wollten oder auf eigene Verantwortung den Weg zurück zum Hostel antreten wollten. Auch hier bildeten sich wieder zwei etwa gleich große Gruppen und meine Gruppe machte sich auf den Weg ins Regierungsviertel Berlins. Dort angekommen gingen wir durch das Brandenburger Tor und besichtigten dann das beeindruckende Holocaust-Mahnmal, das uns einen ersten Eindruck des Gefühls geben sollte, dass wir auch in Auschwitz Birkenau haben würden. Hier standen wir inmitten einem großen Feld von unterschiedlich großen Stelen, in Auschwitz-Birkenau standen wir auf einem riesigen Lagergelände, das kein Ende nehmen wollte. Wir gingen jeder für sich durch das Stelenfeld und trafen uns nach 10 Minuten, um über unsere Empfindungen beim Durchschreiten des Stelenfeldes zu sprechen. Diese gemeinsamen Reflektionen habe ich als sehr hilfreich empfunden.

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Wir wollten ebenfalls das Mahnmal für die ermordeten Roma und Sinti anschauen, leider war dieses durch einen Zaun versperrt.
Zum Abschluss besichtigten wir noch den Ort, an welchem sich zum Ende des Krieges die führenden Nazis versteckt hielten: den Führerbunker. Dieser Ort ist heute ein unscheinbarer Parkplatz und nur durch eine Tafel gekennzeichnet, was uns erst ein wenig verwirrte, dann allerdings von allen als sehr richtig empfunden wurde, da dies sonst eine Pilgerstätte für ewig Gestrige hätte werden können.
Nachdem wir mit der U-Bahn wieder zum Hostel zurückgekehrt waren, aßen wir nach einer kleinen Pause in einem vorzüglichen Restaurant mit vietnamesischer Küche und kehrten dann beeindruckt und erschöpft vom Tag und dem Gelernten zurück ins Hostel.

Fortsetzung folgt…

Tillmann Oldenburg, Q1d