Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Erinnerungsprojekt für die Lübecker jüdischen Geschwister Hanna und Hermann Mecklenburg.
Ein Kooperationsprojekt des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand und der Cesar-Klein-Schule Ratekau.
Das Projekt geht weiter:
Tag 1 Dienstag, 14.09.2021
Das war der Beginn unserer Fahrt zur Gedenkstätte Ausschwitz nach Oświecim, auf die wir alle sehr gespannt waren und auf die viele auch schon länger warten mussten, da die Fahrt schon zweimal aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Daher war jeder von uns sehr froh, dass es dieses Mal endlich geklappt hat.
Unser erster Stopp war Berlin. Um ca. 12 Uhr erreichten wir unser Hostel Pfefferbett im Stadtteil Prenzlauer Berg.
In Berlin ging es um die Begegnung mit jüdischem Leben vor und während der NS-Zeit sowie um das Thema Berlin im Faschismus.
Unser Programm begann mit der Stadtführung „Faschismus im Stadtbild“. An der Humboldt Universität trafen wir unseren Guide Jeffrey.
Wir standen am Platz, wo tausende Bücher jüdischer Schriftsteller und Bücher mit verbotenen Inhalten verbrannt wurden. Als Denkmal an dieses Ereignis war im Boden dieses Platzes ein Raum eingelassen, in welchem leere weiße Regale standen. Man konnte sie durch eine Glasscheibe im Fußboden sehen. Dieses Mahnmal fanden wir alle sehr ausdrucksstark.
Es ging weiter durch die Straßen Berlins, wo wir verschiedenste Orte sahen, welche in der NS-Zeit auf irgendeiner Weise Bedeutung erlangten. So gingen wir beispielsweise zum Hausvogteiplatz, wo im Jahre 2000 das Erinnerungsmal „Denkzeichen Modezentrun“ eingeweiht wurde. Hier waren seit dem 19. Jhdt. viele jüdische Modegeschäfte ansässig, die dann nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Ziel zahlreicher Aggressionen und gravierender Diskriminierungen waren. Behinderungen in Form von Boykottwachen uniformierter SA-Truppen, die vor den Ladentüren potenzielle Kunden nicht hineinließen und bedrohten, waren an der Tagesordnung. Um die Geschäftsleute zum Aufgeben ihrer Läden und somit ihrer Existenz zu bewegen, wurden Verordnungen und Erlasse zur Behinderung der Geschäftsfähigkeit veranlasst. Diese Schikanen hatten ihren traurigen Erfolg: Juden mussten ihre Betriebe weit unter Wert verkaufen. Das heutige Mahnmal besteht aus zwei Teilen: Auf dem Platz stehen drei Standspiegel aus Edelstahl, die an Ankleidespiegel erinnern. In der Mitte davonbefinden sich im Boden drei metallene Texttafeln, die über die Bedeutung und das Schicksal der jüdischen Unternehmer und Angestellten informieren, die hier tätig waren. Der zweite Teil des Denkmals ist auf den Stufen des U-Bahn-Ein- und Ausgangs zu finden. Auf 19 Schildern sind hier jüdische Unternehmen aus der Umgebung aufgelistet, die jeder U-Bahnbesucher, der die Stufen hinaufsteigt, lesen muss. Wir fanden das Thema ausgesprochen treffend umgesetzt. Eine würdige Erinnerung.
Hier unser Besuch der Neuen Wache Berlin. Die Neue Wache diente bis 1918 als „Haupt- und Königswache“ und wurde trotz aktiver Benutzung als ein Denkmal für die „Befreiungskriege“ verstanden. Im Jahre 1931 bestimmte Reichspräsident Paul von Hindenburg, dass aus dem Gebäude ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges entstehen sollte. Nachdem die Wache im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, ließ die DDR-Führung das Gebäude rekonstruieren und im Jahre 1960 zu einem Mahnmal für die Opfer des Faschismus und des Militarismus umgestalten. Im Innern brannte eine „Ewige Flamme“ über den Urnen eines unbekannten KZ-Häftlings und eines unbekannten Soldaten. Seit 1993 befindet sich im Innern die Skulptur „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz und erinnert an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Die Tour endete an der Mohrenstraße, wo damals das Reichsluftwaffenministerium stand. Nach der Rückkehr ins Hostel, teilten wir die Zimmer ein und machten uns bereit für den Besuch des Jüdischen Museum Berlins.
Unsere Gruppe wurde in zwei Teile geteilt, jede Gruppe wurde von einem Guide durch die ausdrucksvolle Ausstellung geführt. Als aller- erstes erschlug uns die unfassbare Architektur, welche sich durchs ganze Gebäude zog und Rückschlüsse auf den Inhalt des Museums schließen ließ.
Die zwei Führungen drehten sich um die Themen Égalite und Katastrophe. Wir erfuhren über das jüdische Leben in Deutschland vor dem 18 Jahrhunderts. Außerdem betraten wir den Garten des Exils. Dieser Eindruck war unbeschreiblich, man fühlte sich klein und erdrückt. Der unebene Boden machte es einem schwer, Halt zu finden. Die Tour war sehr bewegend und öffnete einem die Augen über das vielfältige jüdische Leben vor der Zeit des Nationalsozialismus. Unser Guide war ein älterer Jude.
Als wir in einen Museumsraum eintraten, an deren Wand Bildschirme ausgestellt waren, auf denen verschiedene jüdische Personen, die heute in Berlin leben, zu sehen und zu hören waren und diese Bildschirmpersonen plötzlich ein jüdisches Lied sangen, sang unser Guide mit. Das war eine besondere schöne Stimmung.
Wir ließen den Abend als Gruppe in einem indischen Restaurant, wo wir unser Abendessen einnahmen, ausklingen. Wir sprachen viel über unsere Eindrücke und genossen die Zeit zusammen. Es war ein sehr ereignisreicher Tag und ein guter Start in die Thematik unserer Reise.
Fortsetzung folgt…
Mira Pruss, Q2c