
Seit Jahren arbeiten das Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand (hier Frau Finke-Schaak) und die Cesar-Klein-Schule Ratekau (mit dem pensionierten Lehrer Herrn Günter Knebel) im Bereich der Erinnerungskultur sehr eng zusammen.
Im Rahmen des Projekts Dahin wie ein Schatten (Website: https://www.dahin-wie-ein-schatten.de/) haben sich Schülerinnen und Schüler unserer beiden Schulen mit den Biographien von jüdischen Jugendlichen aus Lübeck beschäftigt. Das Schicksal des Geschwisterpaares Hanna und Hermann Mecklenburg berührte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders und war Anlass zusammen mit dem Lübecker Bildhauer Winni Schaak ein Erinnerungsmal für sie und stellvertretend für alle vergessenen jüdischen Kinder und Jugendlichen zu entwerfen.
Das Vorhaben fand große Unterstützung durch die Schulleitung des OGT und des Gemeinderates der Gemeinde Timmendorfer Strand.
Aus drei Entwürfen haben sich die Oberstufenschülerinnen und -schüler des OGT für die Realisierung des Entwurfes von Paula Lücke entschieden.
Am Holocaust-Gedenktag 2025, also am 27. Januar, wurde das Erinnerungsmal für Hanna und Hermann Mecklenburg feierlich im Rahmen einer Gedenkveranstaltung auf dem Nordschulhof des OGTs enthüllt. Zu dieser Feier sind zahlreiche Gäste ans OGT gekommen u. a. Herr Claussen vom MBWFK SH, die Kreispräsidentin Frau Kirner, Herr Bürgermeister Partheil-Böhnke, Frau Bürgervorsteherin Evers, Frau Spiller von der Gemeinde Ratekau, Mitglieder des Sozialausschusses der Gemeinde Timmendorfer Strand, Frau Ulbrich und Frau Grundei von der Ulbrich Stiftung, Schulleiter und Schulleiterinnen von unseren Nachbar- und Kooperationsschulen, Herr Wendt, Schulrat Ostholstein a.D., Frau Klatt von der Gedenkstätte Ahrensbök, Herr Kurth von dem Verein Zukunft braucht Erinnerung, Paula Lücke, deren Entwurf für das Erinnerungsmal umgesetzt wurde, Schülerinnen und Schüler unserer Kooperationsschulen, ehemalige OGTler sowie alle Schülerinnen und Schüler unserer Oberstufe.
Zur musikalischen Einstimmung spielten Johann Brede (Klarinette), Tabea Hoffmann (Saxophon) und Elisabeth Mühle (Klavier), Mitglieder der Big Band, unter Leitung von Dr. Ster Rosinkes mit Mandalach. Noah Werner (Violine) war leider erkrankt.


Frau Dr. Braun begrüßte im Namen der Schule die Gäste, Herr Claussen vom MBWFK SH überbrachte Grüße unserer Kultusministerin, Frau Karin Prien, die an diesem besonderen Tag an der Gedenkveranstaltung in Auschwitz teilnahm. Herr Bürgermeister Partheil-Böhnke lobte das Engagement der Schülerinnen und Schüler und aller Beteiligten. Dann betraten sechs Schülerinnen und Schüler – John Schuback, Greta Hoffmann, Cornelius Oertel, Mina Mohebzada, Jesse Block und Anna Evers -, die an der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz 2024 teilgenommen hatten, die Bühne und entzündeten 6 Kerzen stellvertretend für die 6 Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden. Anna Evers forderte dann die Gäste auf, sich für eine Schweigeminute zu erheben.






Frau Finke-Schaak, Koordinatorin der Erinnerungskultur, stellte einen Transfer aus den geschichtlichen Ereignissen zur Gegenwart her, der nachdenklich stimmte. Ihr Teampartner, Herr Knebel erläuterte, wie es zur Entstehung des Projekts Dahin wie ein Schatten gekommen ist. Schülerinnen und Schüler, die an der Gedenkstättenfahrt teilnehmen, werden vor der Fahrt aufgefordert einen fiktiven Brief an einen Lübecker jüdischen Bürger zu verfassen, der im Holocaust umgekommen ist. Diese Briefe werden dann bei einer Gedenkfeier in Auschwitz verlesen – im Rahmen unserer heutigen Gedenkfeier haben Vanessa Hauswald und Ida Warnemünde ihren sehr bewegenden Brief an Hanna und Hermann Mecklenburg vorgelesen.


Nach einer weiteren musikalischen Einlage sprach der Lübecker Bildhauer Winni Schaak. Er rief in Erinnerung, dass bereits 2020 mit dem Projekt begonnen wurde und wie beschwerlich der Anfang war, da die Corona-Pandemie immer wieder Steine in den Weg legte. So konnten Treffen nicht stattfinden, Kohorten durften nicht vermischt werden, Kooperation von zwei Schulen war somit nicht einfach. Die einzelnen Etappen wurden erläutert, die durch Fotos im Hintergrund anschaulich dokumentiert waren. Schaak stellte heraus, wie erfrischend die Zusammenarbeit mit den kreativen Jugendlichen gewesen sei und forderte die Gäste auf, ihm und Paula Lücke nun auf den Nordschulhof zu folgen.


Dort wurde das Kunstwerk nun von Paula Lücke und Winni Schaak enthüllt und da es sich um ein hohes Kunstwerk handelt, war es gar nicht so einfach, das regennasse Verhüllungstuch von der Oberfläche des Kunstwerks zu ziehen. Mit ein bisschen Geschick konnten die beiden Künstler dann die Skulptur Identität der Schulgemeinschaft übergeben.

Vor dem enthüllten Kunstwerk erläuterte Paula Lücke, wie sie versucht hat, sich in die Situation von Hanna und Hermann auf ihrem Weg nach Auschwitz hineinzuversetzen. Der Weg glich einem Tunnel, der immer enger wurde, immer bedrohlicher, alles war kantig, spitz, fragil und brach über die Kinder herein, aber am Ende war ein klein bisschen Licht zu erkennen, ein Stück Hoffnung, das die Kinder wahrscheinlich bis zum Schluss immer noch hatten, wie Paula sich vorstellte.

Paula Lücke und Winni Schaak baten schließlich die Schulgemeinschaft darum, dass das Erinnerungsmal für Hanna und Hermann mit Respekt behandelt werden möge. Winni Schaak betonte, dass bei der bevorstehenden Umgestaltung des Schulhofes darauf geachtet werden möge, dass der Platz der Skulptur angemessen zur Geltung kommt.
Auch die Presse war an diesem besonderen Tag zahlreich zugegen. So war ein Team vom NDR gekommen, das einen Beitrag für das Schleswig-Holstein Magazin erstellte, ein Vertreter des Offenen Kanals Lübeck und des HL-Live war anwesend, sowie Journalisten von den Lübecker Nachrichten und vom Reporter.
Zum Schluss wurden die geladenen Gäste zu einem kleinen Imbiss in den Raum C3 geladen. Und am Tag danach haben viele Schüler ganz viele Fragen zu Hanna und Hermann und zum Holocaust gestellt und genau das wollten wir doch mit diesem Projekt erreichen – dass wir uns daran erinnern, dass Hanna und Hermann Mecklenburg und viele andere jüdische Familien vor mehr als 80 Jahren in Lübeck gelebt haben und dass Hanna und Hermann nur 15 und 20 Jahre alt werden durften.
Andrea Finke-Schaak

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