Liebe Jürris Elsa Strawczynski,

auch wenn Dir in den dunkelsten Zeiten des Holocausts Dein Leben entrissen wurde, widme ich Dir diesen Brief, um die Erinnerung an Dich zu erhalten.
Dein Name ist der Welt nicht so bekannt, wie er eigentlich sein sollte. Ich fasse noch einmal zusammen, was Dir im sogenannten Dritten Reich passiert ist.
Nur weil Du eine sogenannte Halbjüdin warst, nahm man Dir deine Hoffnungen und Träume, Dein ganzes Leben voller Möglichkeiten. Man nahm Dir das Menschsein. Niemals werde ich mir vorstellen können, wie schmerzerfüllt Deine Erfahrungen gewesen sein müssen. Du hattest Familie, Deine Eltern, Deinen Mann, Deine geliebten Söhne, welche Dich vermisst haben. Es muss unerträglich gewesen sein, von ihnen getrennt zu sein, nicht zu wissen, wie es ihnen geht. Vielleicht gabst Du Dir sogar für Momente selbst die Schuld für das Geschehene, wünschtest, Du wärst in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit geboren worden.
Niemals darf vergessen werden, welches Unrecht und welcher Schrecken dir und all den anderen Opfern widerfahren ist. Wir müssen gegen jede Form von Hass kämpfen, damit nie wieder irgendjemand Zeuge eines solchen Verbrechens gegen die Menschlichkeit wird.
In Gedenken und tiefer Anerkennung,


Aimée-Jil, Q1

 

 

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