Thies Frasch: Unsere Trauerfeier

Die Fahrt nach Auschwitz ist vieles für mich, eins aber bleibt für immer in meinem Gedächtnis haften und das ist der Eindruck der nicht in Worte zu fassenden Grausamkeit. Das Stammlager, Auschwitz II (Birkenau) oder auch das Zeitzeugengespräch haben tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, aber unsere Trauerfeier an der Gaskammer war für mich am bewegendsten.

Nicht nur waren die vorgetragenen Briefe meiner Mitschülerinnen sehr ergreifend, denn sie drückten aus, was jeder fühlte, sondern auch das Wetter löste bei mir sehr tiefe Gefühle aus. Foto ThiesHatte es doch den ganzen Tag geregnet, so kam es mir vor, als hätte unsere Trauerfeier eine Pforte zum Himmel geöffnet, denn plötzlich hörte der Regen auf und die Sonne schien. Es war für mich wie ein Geschenk des Himmels, oder besser eine Art Zeichen des Himmels, das uns zu verstehen geben wollte: Wir werden gehört. Am Ende hat sich jeder Zeit genommen, seine Rose und seinen mitgebrachten Stein abzulegen. Wir befanden uns im Prinzip auf einem riesigen Friedhof – der größte Friedhof der Welt. Dieser Moment war für mich der bewegendste der gesamten Fahrt. Nach allem, was wir dort erlebt haben, ist das gesamte Thema Auschwitz für mich noch immer unbegreiflich – unbegreiflich wie so etwas überhaupt geschehen konnte, unbegreiflich, dass Menschen zu solchen Grausamkeiten, die dort geschehen sind, in der Lage waren.    

Thies Frasch, Q1c

 

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