Cornelius O
Cornelius O. , E-Jahrgang, OGT

Der Moment, der mich am meisten während der siebentägigen Gedenkstättenfahrt berührt hat, war der Ausblick aus dem Turm über dem Haupttor des Konzentrationslagers und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Auf dem Foto ist links das Frauenlager zu erkennen, bestehend aus den Baracken, aus Stein errichtet. Hauptsächlich dienten die zu sehenden Baracken als „Wohnhäuser, wobei man die Lebensbedingungen und Umstände gar nicht in Worte fassen kann. In einer der Baracken befand sich eine Küche, die man heutzutage besichtigen kann. In der Mitte ist ein Gleis bzw. mehrere Gleise zu erkennen. Auf diesen Gleisen kamen unzählige Waggons mit Menschen an, die ins Lager eingewiesen wurden. Die meisten von ihnen wurden direkt ermordet, nur wenige hatten das „Glück, in das KZ eingewiesen zu werden. Von Glück kann man hier je­doch nicht sprechen. Nur wenigen war es vorbehalten, eine körperlich weniger belastende Arbeit ausführen zu dürfen, doch in den allermeisten Fällen war das Leben im KZ noch viel grausamer als der Tod.

Heutzutage steht ein einzelner Waggon auf den Gleisen, um an die Deportationen zu erinnern und um sich die Maße eines einzelnen Waggons besser vorstellen zu können. Schon bereits im Waggon begannen die Qualen. Zu wenig Platz für zu viele Menschen, tagelange Fahrten ohne Wasser und Toiletten und Krankheiten brachten schon viele Tode mit sich, bevor man überhaupt angekommen war.

Auf der rechten Seite sind Baracken aus Holz wahrzunehmen. Hier befand sich das Männerlager. Zwischen den einzelnen Arealen sind Steinpfosten mit Stacheldraht zu erkennen. Der Austausch zwischen Gefangenengruppen, wie z. B. zwischen Männern und Frauen, aber auch zwischen Roma und Sinti und Zeugen Jehovas war strengstens untersagt.

Aber warum habe ich nun dieses Foto ausgesucht? Eigentlich zeigt dieses Foto doch eine grüne Landschaft, einen blauen Himmel mit strahlendem Sonnenschein, und hier und da eine kleine Hütte. Ich finde, genau das ist der Punkt. Heutzutage kann man sich das Leid und das Elend und die Verbrechen, die sich dort ereignet haben, überhaupt nicht mehr vorstellen, auch mit noch so viel Wissen, mit noch so vielen Zeugengesprächen und mit noch so vielen grausamen Berichten.

Ich habe für mich festgestellt, dass die damalige Situation über dem Bereich des Vorstellbaren liegt. Umso schlimmer finde ich, dass sich so etwas Schreckliches hinter so einem friedlichen Foto verbirgt. Auch kommt hinzu, dass das Foto endlos zu sein scheint. Und es stimmt. Die Grenzen des Lagers sind von einem einzigen Punkt aus gar nicht zu erfassen. Und genauso ging es den Häftlingen damals auch. Es nahm kein Ende.

 

Aus diesem Grund habe ich dieses Foto ausgewählt.