Seit 2018 gibt es ein Kooperationsprojekt der Cesar-Klein-Schule in Ratekau mit dem Ostsee-Gymnasium in Timmendorfer Strand im Bereich der Erinnerungskultur. 20 Jugendliche aus beiden Schulen (seit zwei Jahren beteiligen sich auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Mühlenberg) begeben sich auf eine einwöchige Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz/Birkenau. Die jungen Menschen, die sich auf die düstersten Spuren deutscher Geschichte begeben, kommen als andere Menschen zurück.
Die Schülerinnen und Schüler, die im Oktober 2024 an dieser Fahrt teilgenommen haben, wurden gebeten, einen Text über den Ort/Moment zu formulieren, der sie während der Gedenkstättenfahrt besonders berührt hat und dazu das passende Foto hinzuzufügen.
Was die Schülerinnen und Schüler bewegt hat, können sie hier lesen.
Andrea Finke-Schaak,
Lehrerin am OGT für die Fächer Englisch und Geschichte,
Koordinatorin für die Erinnerungskultur am OGT
Das Bild, das vor mir an der Wand…
... der ehemaligen Schindler-Fabrik in Krakau hängt (heute ist dieses Gebäude ein Museum) zeigt zwei deutsche Wachmänner in einem Moment der scheinbaren Leichtigkeit und Alltäglichkeit. Sie stehen aufrecht, lächelnd, mit einer Haltung, die fast an einen Sonntagsausflug erinnert. Der Hintergrund jedoch macht klar, dass dies kein Moment der Freude ist. Direkt neben ihnen, auf einem Balken, hängen sieben polnische Männer – die nach dem Überfall der Deutschen auf Polen, Opfer der brutalen Gewalt dieser beiden Nationalsozialisten wurden. Der Schock dieser Szenerie wird verstärkt durch die...
Der Besuch in Auschwitz ist ein Erlebnis, das tief bewegt und lange nachwirkt,
doch das Gespräch mit der Überlebenden Lidia Maksymowicz war für mich das eindrücklichste Erlebnis. Lidia überlebte Auschwitz als kleines Kind und schilderte ihre Erlebnisse auf eine Weise, die tief bewegte. Sie erzählte von der schmerzhaften Trennung von ihren Eltern, den grausamen medizinischen Experimenten, denen sie ausgesetzt war, und dem harten Alltag im Lager. Was mich besonders berührte, war ihre unglaubliche Stärke und Menschlichkeit. Trotz all des Leids sprach sie ohne Bitterkeit. Stattdessen richtete sie einen eindringlichen Appell an uns Zuhörer: Das Geschehene dürfe niemals...
“Finde ein einziges Bild, welches dich auf der gesamten Fahrt am meisten berührt hat…
und dir im Gedächtnis geblieben ist “, so lautete unsere Aufgabe. Ich persönlich habe mich für dieses Bild entschieden. Hierbei handelt es sich um ein Bild, welches das Aufreihen für die anstehende Selektion aufzeigt. Ich stand sehr lange vor diesem Bild und habe mir die Gesichter und Menschen angesehen, am Beeindruckendsten war das kleine Mädchen ganz links für mich. Das Mädchen schaut sehr traurig und hoffnungslos in die Kamera. Es wirkt, als wüsste sie, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Es wirkt, als würde sie den Zuschauer ansehen und ihn um Hilfe bitten. Bei dem Anblick...
Die Fotografien des Sonderkommandos
Wenn ich an die Gedenkstättenfahrt denke und daran, was mich am meisten mitgenommen hat, fallen mir direkt vier Fotografien ein. Diese Fotografien, sind die einzigen von Häftlingen erstellten Fotografien, welche wir bis heute aus der Zeit von Auschwitz haben. (Alle anderen Fotos sind Täterfotos). Bis heute ist nicht ganz klar, welcher der Häftlinge diese Aufnahmen aufgenommen hat. Man vermutet aber, dass die Bilder von einem Griechen namens Alex im Sommer 1944 aufgenommen wurden. Da nicht sicher ist, wer die Fotografien gemacht hat, ist auch nicht viel zu ihrer Entstehung bekannt. Am...
Ich habe mich für ein Foto von den Zwillingen Eva und Miriam entschieden, …
... da dieses Einzelschicksal mich besonders berührt hat. Die Zwillinge waren Opfer von medizinischen Experimenten. An Eva und Miriam wurden verschiedene Tests durchgeführt, die bis heute nicht alle bekannt sind. Eva wurde sterbenskrank in die Krankenbaracke gebracht. In dieser Zeit hungerte ihre Zwillingsschwester Miriam, um Eva Essen zu bringen und rettete ihr somit das Leben. Beide überlebten das KZ. Später rettete Eva Miriam das Leben, indem sie ihr eine Niere spendete, die diese aufgrund der gesundheitlichen Folgen der Experimente benötigte. Trotz dessen starb Miriam an...
Sagen zu müssen,…
... welcher Moment während unserer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz am Ergreifendsten war, ist schwer, sehr schwer sogar. Um über diese Frage nachzudenken, benötigte ich einen Moment der Stille. Ein sehr prägender Moment bei meinem Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz war, als ich auf einmal in eine Vitrine schaute. In dieser Vitrine sah man einen Koffer aus der Kriegszeit, auf welchem der Name „Ludwig Steinberg“ geschrieben war. Daneben war noch ein erhaltener Kinderschuh zu betrachten und ein Bild von der Innenseite eines Schuhs. Hier hatten die Eltern des Kindes einige wichtige...
Der Moment, der mich in Auschwitz besonders berührt hat
Das Bild, das ich ausgewählt habe, zeigt eine Krähe, die versucht, eine Nuss auf dem Betonpfeiler eines Stacheldrahtzauns zu knacken. Das Foto ist auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Auschwitz-Birkenau (Auschwitz 2) entstanden und ich musste lange darüber nachdenken. Ich habe mich gefragt, wieviel diese Krähe über den Ort weiß, an dem sie sich befindet. Weiß sie, was dort vor gut 80 Jahren passiert ist? Weiß sie, was für grausame Taten dort stattgefunden haben? Wahrscheinlich nicht! Wenn die Krähe nichts über den Ort weiß, wenn die Stacheldrahtzäune im Gras einwachsen oder wenn die...
Die Gemälde von Marian Kołodziej …
... haben mich wirklich tief berührt und dieses Bild blieb mir noch lange im Kopf. Während unserer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz besuchten wir die Dauerausstellung von Marian Kołodziej, ein Überlebender von Auschwitz, der seine Bilder im Kellergewölbe des Klosters Harmeze ausstellt. Als wir die Ausstellung betraten, wurden wir sofort mit unzähligen schwarz-weiß Bildern konfrontiert, jedes einzelne Bild vollgefüllt mit mageren, ausgezehrten Körpern, skelettähnlichen Kreaturen, verhungernden Häftlingen. Bei genauerem Betrachten erkannte ich, dass diese Menschen zu unvorstellbaren...
Ich habe vermutlich den offensichtlichsten Ort gewählt, den man mit Auschwitz verbindet.
Die Gaskammer im Stammlager Auschwitz ist für mich ein Ort, der die schreckliche Realität des Holocausts auf eine Weise greifbar macht, die Worte kaum erfassen können. Als ich diesen düsteren Raum betrat, war es, als wäre ich nicht mehr nur ein Besucher oder ein Schüler, sondern ein stiller Zeuge einer der grausamsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Die kalten Mauern, die bedrückende Stille und das Wissen, was hier geschehen ist, haben mich tief berührt. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass hier Menschen in Angst und Hoffnungslosigkeit ihren letzten Atemzug gemacht haben, ohne die...
Kunstausstellung eines Überlebenden
Auf meiner Fahrt nach Auschwitz habe ich viele verschiedene Orte und Situationen fotografiert. Wieder zu Hause realisierte ich beim Durchstöbern meiner Galerie, dass ich besonders viele Fotos von der Ausstellung von Marian Kotodeziej gemacht hatte. Der ehemalige Häftling mit der Nummer 432 überlebte das Grauen von Auschwitz und verarbeitete nach langem Schweigen sein Trauma mithilfe seiner Bilder. Insgesamt übergab er über 260 Zeichnungen an ein Kloster in Harmeze, um sie mit seinen Mitmenschen zu teilen. Was mich sehr beeindruckte, war die Größe und die Masse der Zeichnungen, die den...
Welcher Ort hat mich während der Gedenkstättenfahrt am meisten berührt?
Während der Fahrt und auch direkt danach, fiel es mir schwer zu sagen, welcher der Orte, die ich in dieser Woche gesehen und erlebt habe, mich besonders berührt hat. Es gab mehrere Orte, über die ich hätte schreiben können. Ich habe in diesen sieben Tagen so viele neue Eindrücke gewonnen und Dinge gesehen, haufenweise Informationen und interessante Fakten erhalten, die ich sonst nicht erhalten hätte. Bei mir ist auch sehr viel hängen geblieben, weil wir einen hervorragenden Guide hatten, der uns die ganze Zeit über begleitet hat. Zwischen all diesen im negativen Sinne beeindruckenden...
Eva Mozes Kor und Miriam Mozes Ziegler
2024 war ich bei der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz dabei. Wir haben verschiedene Orte, wie die neue Synagoge in Berlin, das Museum in der Schindler Fabrik in Krakau und Auschwitz 1 (das Stammlager) sowie Auschwitz-Birkenau besucht. Wir haben viele Vorträge gehört, uns wurden viele Geschichten erzählt und doch hat mich keine so berührt wie diese: Dr. Mengele experimentierte mit Zwillingen, indem er die identischen Gene nutzte, um die Krankheitsbilder und ihre Auswirkungen zu untersuchen. Meist ließ er einen der Zwillinge mit einer beliebigen Krankheit erkranken und sobald die...
Was mich bei unserer Gedenkstättenfahrt besonders berührt hat …
Kinderfotos und Kleidung aus Auschwitz I Dieses Bild zeigt eine Wand mit Fotos von Kindern, die in Auschwitz gefangen gehalten wurden, sowie einige ihrer Kleidungsstücke. Die Gesichter auf den Bildern sind erschütternd. Unschuldige, junge Menschen, die in eine Welt voller Hass und Gewalt hineingezogen wurden. Hier verspürte ich einen starken Schmerz sowie auch ein Gefühl des Unwohlseins. Zahlreiche Gedanken flogen durch meinen Kopf. Diese Kinder hatten alle eine Zukunft vor sich, Träume und Wünsche, die ihnen verwehrt blieben. Auch ich war mal ein Kind und hatte Träume, so wie jeder von...
Ich komme von der Gedenkstättenfahrt nach Hause.
,,Wie wars?” werde Ich gefragt. Ich möchte ,,gut” antworten. Aber das, was ich gesehen habe, war nicht gut oder schön. Was antwortet man denn da? Ich habe mich dazu entschlossen anders zu antworten und habe stattdessen mein Handy gezückt, den extra von mir angelegten Ordner ,,Gedenkstättenfahrt” geöffnet und einfach zu jedem Bild etwas erzählt. Zu diesem Foto habe ich jede Person gefragt: „Was ist das?" ,,Ein Rasen? Ein Fußballplatz?”… Danach habe ich gefragt: „Was denkst du, war das?" Die Frage habe ich dann schlussendlich selbst beantwortet, keiner kam darauf. Wer würde auch vermuten,...
Mein berührendstes Erlebnis
Das ist eine Zeichnung eines Häftlings von Auschwitz, der noch ein Kind war. Allein schon aus diesem Grund berührt mich die Zeichnung sehr. Die Vorstellung, dass ein Kind nach Auschwitz musste und in so jungem Alter so viel leiden musste, macht mich sehr traurig. Noch viel mehr berührt mich aber der Inhalt der Zeichnung. Links ist vermutlich dargestellt, wie Häftlinge eine Leiche zu den Krematorien tragen. Rechts sind drei Galgen dargestellt, an denen drei Personen hängen. Das sind Zeichnungen, die ein Kind niemals zeichnen würde. Es war für die Kinder Alltag, jeden Tag solche...
Ich betrat die Lager u. a. das Stammlager
…Auschwitz und Auschwitz Birkenau. Direkt fühlte ich mich anders. Bedrückung. Trauer. Schmerz. Hoffnungslosigkeit. Mir wurde die Massenvernichtung erst jetzt wirklich bewusst - und nur Kleidung, Haare, so unglaublich viele Haare ... sind übrig geblieben. Den Menschen, Menschen wie du und ich, wurde ihre Identität genommen. Doch besonders mitgenommen hat mich das Schicksal von Frauen und Kindern.Was die Kinder, unschuldige, unwissende Wesen, durchgemacht haben, ist ebenfalls unvorstellbar. Auch an ihnen wurden Experimente durchgeführt. Wir hörten von Lidia, einer Zeitzeugin, welche...
Für mich ist der Ort, der mich am meisten auf der Gedenkstättenfahrt berührt hat, …
... der Holocaust-Turm im Jüdischen Museum Berlin, das wir am zweiten Tag unserer Fahrt besucht haben. Sobald man den Raum betritt, ist man von Kälte, Dunkelheit, Stille und nichts als Beton umgeben. Es gibt keine Lampen in diesem Raum. Er wird nur durch eine Spalte in der Wand beleuchtet, durch die ein wenig Tageslicht eindringt. Der Raum soll die Angst und die Verzweiflung greifbar machen, die die Opfer während des Holocaust fühlten. Sobald ich den Raum betreten habe, war ich gedanklich in einem Konzentrationslager. Somit stellte der Raum für mich ein KZ dar. Für mich steht das...
Auschwitz – Mein berührendstes Erlebnis
Der Moment, der mich am meisten während der siebentägigen Gedenkstättenfahrt berührt hat, war der Ausblick aus dem Turm über dem Haupttor des Konzentrationslagers und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Auf dem Foto ist links das Frauenlager zu erkennen, bestehend aus den Baracken, aus Stein errichtet. Hauptsächlich dienten die zu sehenden Baracken als „Wohnhäuser“, wobei man die Lebensbedingungen und Umstände gar nicht in Worte fassen kann. In einer der Baracken befand sich eine Küche, die man heutzutage besichtigen kann. In der Mitte ist ein Gleis bzw. mehrere Gleise zu erkennen. Auf...