… der ehemaligen Schindler-Fabrik in Krakau hängt (heute ist dieses Gebäude ein Museum) zeigt zwei deutsche Wachmänner in einem Moment der scheinbaren Leichtigkeit und Alltäglichkeit. Sie stehen aufrecht, lächelnd, mit einer Haltung, die fast an einen Sonntagsausflug erinnert. Der Hintergrund jedoch macht klar, dass dies kein Moment der Freude ist. Direkt neben ihnen, auf einem Balken, hängen sieben polnische Männer – die nach dem Überfall der Deutschen auf Polen, Opfer der brutalen Gewalt dieser beiden Nationalsozialisten wurden. Der Schock dieser Szenerie wird verstärkt durch die unfassbare Normalität, mit der die beiden deutschen Wachmänner in diesem Moment agieren. Es ist ein Bild, das in seiner Widersprüchlichkeit fast absurd wirkt: Zwei Männer, die so lächeln, als wären sie in einem völlig anderen Kontext, als würden sie auf einem Familienfoto posieren – stehen jedoch in Wirklichkeit inmitten des unfassbar Unmenschlichen.
Als ich das Bild zum ersten Mal sah, war meine Reaktion eine Mischung aus Verwirrung und Abscheu. In einem ersten Moment war ich mir nicht sicher, was ich überhaupt vor mir hatte. Doch je länger ich auf das Bild starrte, desto deutlicher wurde mir, was ich eigentlich sah: Es war kein Moment der Unbeschwertheit, sondern ein Moment des vollkommenen Verlustes der Menschlichkeit. Diese Männer – uniformiert, ungerührt und in ihrem Verhalten distanziert – standen dort, als wäre die Grausamkeit ihrer Taten für sie längst Teil einer gewohnten Routine. Ihre Blicke sind leer, und ihr Lächeln wirkt fast wie eine Art Abgestumpftheit gegenüber dem Grauen, das sie gerade praktiziert haben.
Die Tragödie dieser Szenerie liegt nicht nur in der unmittelbaren Gewalt, die das Bild dokumentiert, sondern auch in der geistigen Haltung der Täter. Diese Männer, die wie selbstverständlich Lächeln, haben die Grenze zwischen Menschlichkeit und Brutalität überschritten. Das Bild zeigt die Entmenschlichung der Täter. Es scheint, als ob das Grauen, das sie vollzogen haben, für sie zur Normalität geworden ist – ein Mord macht sie nicht betroffen, nein, sie lächeln, so als wären sie sehr stolz auf ihre Tat. Das ist es, was das Bild so erschütternd macht. Es spiegelt eine tiefgreifende Entfremdung, eine innere Verkrustung, die es diesen Männern ermöglicht hat, wiederholt und mit einer solchen Selbstverständlichkeit zu morden.
Und dabei ist es nicht nur die schiere Grausamkeit des Tötens, die in diesem Bild dokumentiert ist, sondern auch die Frage, wie eine Gesellschaft oder ein System Menschen in den Zustand der völligen Entmenschlichung treiben kann. Das symbolisieren diese Männer. Das Bild ruft also nicht nur Entsetzen hervor über den Augenblick, den es einfängt, sondern auch über das größere System von Gewalt, das diese Männer zu Mördern gemacht hat.
Das Bild hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt, weil es mit einer verstörenden Klarheit die Distanziertheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod von Menschen zeigt. Es offenbart, dass der Mensch, wenn er einmal das Bild des Anderen aus den Augen verliert, in der Lage ist, das Leben eines anderen mit der gleichen Selbstverständlichkeit zu vernichten, wie er einen sonnigen Sonntag verbringen würde.