Gustav M. , E-Jahrgang, Gymnasium am Mühlenberg
Das Bild, das ich ausgewählt habe, zeigt eine Krähe, die versucht, eine Nuss auf dem Betonpfeiler eines Stacheldrahtzauns zu knacken. Das Foto ist auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Auschwitz-Birkenau (Auschwitz 2) entstanden und ich musste lange darüber nachdenken. Ich habe mich gefragt, wieviel diese Krähe über den Ort weiß, an dem sie sich befindet. Weiß sie, was dort vor gut 80 Jahren passiert ist? Weiß sie, was für grausame Taten dort stattgefunden haben? Wahrscheinlich nicht! Wenn die Krähe nichts über den Ort weiß, wenn die Stacheldrahtzäune im Gras einwachsen oder wenn die Mauern der Lager mit der Zeit zerfallen, wie lange werden wir uns dann noch an diese Taten erinnern? Kann das alles nicht jederzeit wieder passieren? Damals hat doch auch niemand erwartet, dass die Nationalsozialisten einen derartig abscheulichen Genozid verüben würden. Erst als es schon zu spät war, wurde es den Menschen bewusst, in welche grausame Diktatur sie geraten waren.
Sollten wir heute nicht alle schauen, wo wir stehen? Sind wir in unserer Entwicklung wirklich weiter als damals? Gibt es heute nicht sogar viele Parallelen zu der Entwicklung in der Weimarer Republik? Ich denke, wir sollten uns bewusst sein, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. 80 Jahre ist nicht ewig lang her. Könnte sich die Geschichte nicht jederzeit wiederholen? Deshalb ist jetzt der richtige Moment, das zu verhindern; indem wir mit Gedenkveranstaltungen, Kontakt mit Zeitzeugen und Aufklärung über die Verbrechen eine umfangreiche Erinnerungskultur schaffen, indem wir mit verstärkter Toleranz und dem Einsatz für Menschenrechte die demokratischen Werte stärken und indem wir politisch wachsam bleiben, damit solche Verbrechen nie wieder passieren.