Anna V
Sontje H. , E-Jahrgang, OGT

… der Holocaust-Turm im Jüdischen Museum Berlin, das wir am zweiten Tag unserer Fahrt besucht haben.

Sobald man den Raum betritt, ist man von Kälte, Dunkelheit, Stille und nichts als Beton umgeben. Es gibt keine Lampen in diesem Raum. Er wird nur durch eine Spalte in der Wand beleuchtet, durch die ein wenig Tageslicht eindringt.

Der Raum soll die Angst und die Verzweiflung greifbar machen, die die Opfer während des Holocaust fühlten.

Sobald ich den Raum betreten habe, war ich gedanklich in einem Konzentrationslager. Somit stellte der Raum für mich ein KZ dar.

Für mich steht das Tageslicht für die Freiheit, für das Leben hinter dem Zaun des Konzentrationslagers und für einen Ausweg.

An einer der Betonwände gibt es eine Leiter, die nicht zu erreichen ist. Ich weiß nicht, ob sie zu dem Raum gehört oder nur für Wartungszwecke dort angebracht ist. In meinen Gedanken stand sie jedoch für einen unmöglichen Fluchtweg.

Denn selbst, wenn man es schaffen würde, diese Leiter zu erklimmen, würde man es nicht bis zu der Spalte, durch die das Tageslicht eindringt, schaffen. Es sind nämlich noch einige Meter kahle Betonwand, die man überwinden müsste und solange man nicht durch ein Wunder das Fliegen erlernt, ist es unmöglich, zu dem Licht zu kommen. Der Raum spiegelt dadurch für mich vor allem die Hoffnungslosigkeit wider, die die Opfer des Holocaust gefühlt haben. Denn selbst, wenn die Gefangenen noch ein Fünkchen Hoffnung hatten, wurde diese meist schnell zerstört. In Auschwitz wurde den Menschen gleich bei der Ankunft gesagt, dass sie diesen Ort nur durch die Schornsteine der Krematorien verlassen könnten. Spätestens bei dieser Aussage wäre meine Hoffnung wahrscheinlich gestorben.

Je länger ich in diesem Raum war, desto bedrückter habe ich mich gefühlt. Außerdem ist mir, durch die vielen Gedanken und Bilder in meinem Kopf leicht unwohl geworden und ich habe einen Kloß im Hals bekommen.

Ich kann es nur empfehlen diesen Ort zu besuchen, denn nicht nur dieser Raum ist sehenswert, sondern auch der Rest des Museums. Es gibt im Museum noch weitere solcher Orte: Die namenlosen Gesichter, den Garten des Exils und die Galerie der verschwundenen Dinge.

Man könnte sich jetzt wahrscheinlich die Frage stellen, warum mich dieser Ort mehr berührt hat als Auschwitz selbst. Wir hatten gutes, sonniges Wetter während unserer Besuche in Auschwitz. Zudem wuchs überall Gras, die Farbe Grün überwog, vor 80 Jahren aber war dort tiefster Matsch.

Bei vielen Baracken waren nur noch die Grundmauern zu sehen und all das hat es erschwert, sich in die Lage der Häftlinge zu versetzen. Es wirkte surreal, dass an diesem Ort solch grausame und unverzeihliche Taten begangen wurden, dass Menschen nach ihrer grausamen Ermordung in Fließbandarbeit in den Krematorien verbrannt wurden.

Natürlich hat mich auch Auschwitz sehr berührt.