Paula M
Paila M. , E-Jahrgang, OGT

…Auschwitz und Auschwitz Birkenau. Direkt fühlte ich mich anders. Bedrückung. Trauer. Schmerz. Hoffnungslosigkeit. Mir wurde die Massenvernichtung erst jetzt wirklich bewusst – und nur Kleidung, Haare, so unglaublich viele Haare … sind übrig geblieben. Den Menschen, Menschen wie du und ich, wurde ihre Identität genommen.

Doch besonders mitgenommen hat mich das Schicksal von Frauen und Kindern.
Was die Kinder, unschuldige, unwissende Wesen, durchgemacht haben, ist ebenfalls unvorstellbar. Auch an ihnen wurden Experimente durchgeführt. Wir hörten von Lidia, einer Zeitzeugin, welche verschiedenen Substanzen in die Augen gespritzt wurden, um die blaue Augenfarbe zu erreichen. Ihr wurde so viel Blut abgenommen, dass ihre Haut durchscheinend wurde. Auf ihrer Haut bildeten sich Blasen. Sie konnte sich an kaum etwas von diesem Experiment erinnern und fragte sich nur, warum ihre Haut so merkwürdig aussehe. Manchmal brachte ihre Mutter ihr, unter großer Angst erwischt zu werden, Brot oder etwas zu essen. Eines von vielen, wenn auch kleines Zeichen des Widerstandes, das so wichtig war und Lidia vielleicht das Überleben sicherte.

Es gab eine eigene Kinderbarake. Beispielsweise dort, aber auch später, malten die Kinder Bilder. Eines dieser Bilder ist das, was ich ausgewählt habe. Es zeigt ziemlich deutlich eine Massenerschießung oder etwas in der Art. Rechts ist einer mit einem Gewehr zu sehen. Im Wald steht ebenfalls einer mit einem Gewehr, ihm gegenüber stehen drei Menschen, welche ihre Arme in die Luft reißen. Sie haben Angst. Das alles hat ein Kind gemalt. Was hat es alles erlebt? Was hat dieses Kind mitansehen müssen?

Die Kindheit dieses Kindes wurde zerstört. Dies sind seine ersten Lebenseindrücke. Die Kinder erleben also Erschießungen als Normalität. Später spielen sie, so wie Lidia es getan hat, beispielsweise Selektion. Wer tut Menschen so etwas an? Darauf finde ich keine Antwort und doch ist es passiert.