Lotta B
Lotta B. , E-Jahrgang, OGT

Während der Fahrt und auch direkt danach, fiel es mir schwer zu sagen, welcher der Orte, die ich in dieser Woche gesehen und erlebt habe, mich besonders berührt hat. Es gab mehrere Orte, über die ich hätte schreiben können.

Ich habe in diesen sieben Tagen so viele neue Eindrücke gewonnen und Dinge gesehen, haufenweise Informationen und interessante Fakten erhalten, die ich sonst nicht erhalten hätte. Bei mir ist auch sehr viel hängen geblieben, weil wir einen hervorragenden Guide hatten, der uns die ganze Zeit über begleitet hat.

Zwischen all diesen im negativen Sinne beeindruckenden Orten konnte ich mich letztlich für einen Ort entscheiden, über den ich schreiben möchte.

In einem Gebäude im Stammlager in Auschwitz gibt es die israelische Ausstellung, die mich im Gesamten ziemlich berührt hat. Dort gab es mehrere Räume, im ersten wurden Ausschnitte aus dem Leben von Juden vor dem Krieg gezeigt und es wurde eine sehr fröhliche Atmosphäre vermittelt. Im nächsten Raum ging es dann um judenfeindlich Aktionen und schon spürte ich den Kontrast zwischen dem Fröhlichen und dann dem Gefühl von Furcht und Trauer. Es gab dann verschiedene Räume mit Installationen, die verschiedene Dinge zeigten und meiner Meinung nach alle sehr eindrucksvoll waren und ganz anders waren, als Museen, die ich bisher besucht habe.

Der Raum, der mich aber am meisten dort beeindruckt und auch berührt hat, stach direkt heraus, weil er zu Anfang nur wie ein leerer Raum aussah. Doch als ich genauer hinsah, konnte ich sehen, dass auf den Wänden Zeichnungen abgebildet waren. Diese Zeichnungen wurden von Kindern angefertigt, die Häftlinge in Auschwitz waren. Zum Teil waren es Zeichnungen von sich selber oder anderen Kindern, wie sie z. B. zusammen spielen. Viele Zeichnungen spiegelten Dinge wider, die die Kinder damals sahen, zum Beispiel der Zaun, der sie einsperrte, oder Erwachsene, die Zwangsarbeit verrichteten, oder aber Erschießungen von Häftlingen. Es gab aber auch ausgedachte Zeichnungen, die durch die Fantasie der Kinder entstanden. Ein Kind hat auch nur Striche für die einzelnen Tage gemacht, was auch verständlich ist, da man im Lager meist jegliches Zeitgefühl verlor.

Auf eine Zeichnung wurde ich auch besonders aufmerksam. Es war ein Herz aus Blumen und Blättern und darin war etwas auf polnisch geschrieben. Später habe ich das Geschriebene übersetzt und dort stand: „Alles Gute und viel Glück für Sie und ihre Kinder!“ Dies hat mich sehr berührt und beeindruckt, denn ich kann mir nicht vorstellen wie ein Kind, dass im Lager täglich hungern muss und wahrscheinlich auch für Experimente ausgebeutet wurde, trotzdem jemand anderem noch in einer so aussichtslosen Situation Glück wünschen und positiv denken kann. Ich könnte das nicht.

In diesem Raum musste ich auch an meine kleine Schwester denken, sie malt auch sehr gerne und ist sehr kreativ und ich habe mir vorgestellt, ob und was sie zeichnen würde. Der Gedanke ließ mich lange nicht los und ich empfand auch Trauer und Mitleid für all die Kinder, die in Auschwitz gestorben sind. Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich, hätten noch so viel erleben können.

Schlussendlich ist mir durch dieses Erlebnis noch einmal klar geworden, dass wir alle unser Leben wertschätzen sollten und es genießen sollten und die Dinge, über die wir uns heute beschweren sind doch nichts im Vergleich zu dem, was die Kinder, die in Auschwitz waren, durchmachen mussten.